Angehörige von Opfern der Ahrflut protestieren per Schiff

Rheinland-Pfalz Angehörige von Opfern der Ahrflut bringen Skulpturen nach Mainz

Stand: 27.04.2024 19:01 Uhr

Hinterbliebene der Flutkatastrophe haben 135 Skulpturen vor der Staatskanzlei in Mainz aufgestellt. Sie wurden als Symbol für die zu Tode gekommenen Menschen per Schiff von Remagen gebracht.

Die Aktion hat das Ehepaar Orth initiiert, das in der Flutnacht seine Tochter Johanna verlor. In Mainz übergab das Ehepaar auch einen an Ministerpräsidentin Dreyer adressierten Brief. In dem Schreiben wird die Entlassung von Justizminister Mertin gefordert. Er sei seiner Verantwortung nicht gerecht geworden und habe die Beschwerden der Hinterbliebenen nicht berücksichtigt. In der vergangenen Woche hatte die Staatsanwaltschaft Koblenz die Ermittlungen zur tödlichen Flutkatastrophe eingestellt.

Mit 135 weißen Puppen auf Protest-Fahrt nach Mainz

Die Behörde begründete die Entscheidung unter anderem damit, dass es sich bei der Flut um eine außergewöhnliche Naturkatastrophe gehandelt habe, deren extremes Ausmaß für die Verantwortlichen des Landkreises Ahrweiler nicht konkret vorhersehbar gewesen sei. Hinterbliebene von Opfern wollen diese Entscheidung nicht akzeptieren. In zwei Fällen wurde Beschwerde eingelegt.

Per Schiff von Remagen nach Mainz

Die 135 weiß eingepackte Statuen eines Kölner Künstlers sind am Samstagmorgen auf dem Rhein von Remagen nach Mainz gebracht worden. Sie sollen an die Opfer der Ahrflut erinnern, die in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 im Ahrtal ihr Leben lassen mussten, und eine Botschaft übermitteln.

Es war eine symbolhafte Fahrt, um ihr Anliegen nach Mainz zu Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) zu bringen und auch die Menschen entlang der Strecke damit zu erreichen: Sie wollen eine Anklage gegen den ehemaligen Landrat des Kreises Ahrweiler, Jürgen Pföhler (CDU). Die Einstellung des Verfahrens sei für sie ein Justizskandal. Der Leitende Oberstaatsanwalt Mario Mannweiler hatte die Einstellung des Verfahrens damit begründet, dass es nicht genug konkrete Beweise gebe, um Pföhler wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassen anzuklagen.

135 Skulpturen erinnern auf Bootsfahrt an Opfer der Ahr-Flut

Protest und Botschaft: 135 Skulpturen sollen auf der Bootsfahrt an die Opfer der Ahr-Flut erinnern.

Initiatoren der Beschwerde sind Mitorganisatoren

In zwei Fällen war danach Beschwerde gegen die Entscheidung eingelegt worden. Die Initiatoren der Aktion gehören dazu. Sie sprechen von einem Schlag ins Gesicht der Betroffenen. 

Bei der Flutkatastrophe waren im Rheinland-Pfalz 136 Menschen ums Leben gekommen, davon 135 in der Ahr-Region und einer im Raum Trier. Ein Mensch gilt noch immer als vermisst.

Die 135 Skulpturen waren bereits Mitte Februar zum Abschluss der Beweisaufnahme im Flut-Untersuchungsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags vor dem Parlament in Mainz aufgebaut worden.

Sendung am Sa., 27.4.2024 18:00 Uhr, SWR Aktuell Rheinland-Pfalz, SWR RP

Weitere Infos zum Flutkatastrophe

Podcastcover: Flutopfer Johanna Orth aus Bad Neuenahr-Ahrweiler
Podcastcover: Flutopfer Johanna Orth aus Bad Neuenahr-Ahrweiler